zur Erinnerung
30 Jahre Deutsche Einheit, Zeit für eine Zwischenbilanz

Nachgefragt

So sehe ich das!

Heute antwortet: Axel Trenn, 58, aus Berlin Axel Trenn ist Brandenburger. Er lebte in Perleberg und Bad Wilsnack. Heute wohnt er in Berlin

Welche Begriffe verbinden Sie mit der DDR?
Konsum, Broiler, Kaufhalle, Simson und Schwalbe.

Was hat Ihr Leben bis 1989 geprägt?
Ich habe jung geheiratet, mich um eine Wohnung und Möbel gekümmert. 1987 ist meine Tochter geboren. Ein klassischer DDR-Lebenslauf.

Wie verbrachten Sie Ihre Freizeit?
Ich habe mit Freunden an Autos und Mopeds rumgeschraubt. Wir gingen ins Kino, in die Disco. Teilweise habe ich nebenbei gearbeitet, um das Lehrgeld aufzubessern. Mein Vater war Jäger und ich habe Waldbrandwache geschoben. Am Wochenende habe ich oft Holz verladen.

Welchen Beruf haben Sie gelernt?
Forstfacharbeiter und Mechanisator. Letzteres war eine zusätzliche Werkstattausbildung, so dass ich Fahrzeuge reparieren konnte.

Wovon träumten Sie?
Ich wollte Fernfahrer sein, weil ich in viele Länder kommen wollte.

Wo waren Sie, als Sie vom Mauerfall erfuhren?
Ich war an dem Abend auf einer Versammlung, auf der es um die Montagsdemos ging. Als ich nach Hause kam, erfuhr ich von der geöffneten Grenze. Da ich keine Westverwandtschaft hatte, habe ich mich besonders gefreut. Ich wäre nie rübergekommen.

Was haben Sie von Ihrem Begrüßungsgeld gekauft?
Damals lebte ich in Bad Wilsnack, von wo aus ich nach Uelzen gefahren bin, um mir eine Brille bei Fielniann zu kaufen.

Welche Meinung hatten Sie zur Wiedervereinigung? Und welche haben Sie heute?
Ich finde sie bis heute gut. Heute weiß ich aber, dass man vieles hätte besser machen können.

Wie ging es nach 1990 beruflich für Sie weiter?
Ich habe viele Tätigkeiten gemacht. Im Forst war es bald vorbei. Dann habe ich auf dem Bau als Maschinist gearbeitet. Als das zu Ende war, wurde ich in einer Schweriner Spedition Fernfahrer, bin bis nach Portugal und Frankreich gefahren. Durch Insolvenzen musste ich immer wieder neu anfangen. Heute bin ich Kraftfahrer.

Wohin verreisen Sie gern?
Hamburg, Rügen, in die Türkei, nach Griechenland und in die Karibik. 2020 waren wir wegen Corona nur in unserem Kleingarten bei Bernau.

Was ist in den zurückliegenden 30 Jahren aus Ihrer Sicht gut, was schlecht gelaufen?
Gut ist die Reisefreiheit, dass man viel kaufen kann, seine Freizeit schön gestalten kann.
Schlecht ist, dass viele Betriebe die Wende nicht überstanden haben oder den Bach runtergingen. Man hätte den Betrieben eine Chance geben sollen, sich der neuen Marktwirtschaft anzupassen, nicht gleich alles abwickeln müssen. Sie mussten erst lernen, damit umzugehen. Außerdem finde ich Wohnungen und Mieten zu teuer.

Hätten Sie in Ihrem Leben gern etwas anders gemacht?
Ich hätte gern in meinem Beruf in der Forstwirtschaft weitergearbeitet.

Welchem Ostprodukt sind Sie treu geblieben?
Ich finde, die schmecken alle nicht mehr so wie früher. Zum Beispiel Grabower Küsschen, Bambina und anderes.


© infos-sachsen / letzte Änderung: - 22.01.2023 - 11:08